Anhalt Dessau
Helfer, Retter, Betreuer - und dafür ausgezeichnet
Raymond Schulz

Juliane Graichen, Projektleiterin
Foto: Denny Kleindienst
Der Retter in der Not mit eigener Sanitätsschule in Köthen
Karl Ebert
Raymond Schulz und seine Mitstreiter vom Förderverein für Sanitätswesen sind Alltagshelden: Menschen, die Menschen in besonderen Situationen beistehen. 24 Stunden rund um die Uhr in Einsatzbereitschaft: Was für viele von uns eine gruselige Vorstellung ist, lebt Raymond Schulz seit mehr als 20 Jahren vor.
Getreu seinem Motto „Retten, Helfen und Betreuen“ haben er und seine Helfer vom Deutschen Förderverein für Sanitätswesen, dessen Vorsitzender der 62-Jährige ist, und von der nach ihm benannten Sanitätsschule in Köthen schon unzähligen Menschen in und aus besonders schwierigen Situationen zurück ins Leben geholfen.
Egal, wo es um Hilfe geht, Raymond Schulz und seine rund 250 ehrenamtlichen Mitstreiter sind dabei. Das beginnt mit ganz einfachen Dingen, wie der Erste-Hilfe-Ausbildung in Kindereinrichtungen und Schulen und geht weiter über soziales Engagement bei verschiedensten Veranstaltungen wie Märkten, Volksfesten, die Ausgestaltung von historischen Veranstaltungen, die Absicherung der Rennen beim ADMV-Cup des MC Köthen am ersten Oktober-Wochenende oder einfach auch nur die Versorgung mit der Gulaschkanone, wenn in der Region rund um Köthen oder Radegast, wo die Sanitäter im Wesentlichen zu Hause sind, Bäume gepflanzt werden. Auch für das eine oder andere lustige Foto, verkleidet oder angemalt wie beispielsweise zu Halloween zu sehen, ist Raymond Schulz zu haben.

In Coronazeiten haben Schulz (li.) und seine Helfer Lebensmittel besorgt.
Corona und Flutkatastrophen
Ganz oben auf der Agenda stehen allerdings die Ausbildung und die Hilfe. Und da hatten er und seine Männer und Frauen in den letzten Jahren wirklich ausreichend zu tun. Beispiel gefällig: Als die Corona-Pandemie Deutschland fest im Griff hatte, war die Sanitätsschule in der Köthener Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße einer der ersten Anlaufpunkte für Coronatests. Egal, zu welcher Tages- und Nachtzeit die Menschen kamen, Raymond Schulz und sein Team haben getestet. Vor allem um die Feiertage zum Jahreswechsel herum, als viele Berufstätige die Nachweise benötigt haben, um wieder ihrem Job nachgehen zu können.
Im Sommer 2021 überrollte eine fürchterliche Flutwelle das Ahrtal in Rheinland-Pfalz. 180 Menschen verloren bei dieser Katastrophe ihr Leben. „Es ging eigentlich um jede Minute, um Menschenleben zu retten. Aber in Deutschland werden erst einmal Mannschaftsstärken für die Retter festgelegt. Wir sind aber in der Kürze der Zeit nicht auf eins plus acht gekommen. Da habe ich gesagt, wir sind ein eigenständiger Verein und brauchen keinen Marschbefehl und sind mit sechs Leuten los“, erinnert sich Raymond Schulz an die dramatischen Tage in Rheinland-Pfalz. Die Helfer aus Köthen waren mit so viel Engagement vor Ort im Einsatz, dass Ministerpräsidentin Malu Dreyer dies mit der Verdienstmedaille von Rheinland-Pfalz honoriert hat.
Im Februar 2022 wurde es für die Männer und Frauen vom Sanitätsverein dann sogar international. Nicht, dass sie in der Vergangenheit bereits in Köthens Partnerstädten unterwegs waren. Aber dieses Mal ging es um echte Hilfe. Russland hatte am 22. Februar 2022 die Ukraine überfallen und tausende von Menschen waren auf der Flucht in die Nachbarländer. Raymond Schulz startete in der Heimat – wie so oft in solchen Fällen – einen Spendenaufruf für Hilfsgüter und war binnen zwölf Stunden einsatzbereit, um in Richtung ukrainische Grenze loszufahren. Die gleiche Eile war in diesem Jahr geboten, als es vor wenigen Wochen viele Gebiete in Polen mit einem schweren Hochwasser erwischte. Aufruf starten, Einsatzbereitschaft herstellen und Losfahren gingen ineinander über und schon war die Hilfe auf dem Weg.

Einmal DRK, immer DRK
Raymond Schulz ist seit seinem zwölften Lebensjahr dem Rettungswesen verbunden. „Ich habe meine Lebens- und Berufserfahrung dem Deutschen Roten Kreuz zu verdanken. Ich bin bereits in den Jugendorganisationen dort groß geworden“, erzählt Raymond Schulz, der als Dezernent für Notfallkunde, Diplom-Verwaltungswirt und Baufacharbeiter auch viel theoretisches Rüstzeug für diese Tätigkeit mitbringt. Sein Geld verdient der frühere Kommunalpolitiker seit 15 Jahren mit der Ausbildung von Betriebssanitätern. In wenigen Tagen wird er wieder zu einem zwölftägigen Lehrgang nach Frankfurt (Main) aufbrechen, für den ihn ein Bildungsträger verpflichtet hat. „Diese Tätigkeit bringt uns selbst weiter. Wir sind dadurch immer auf dem neuesten Wissensstand, lernen in Sachen taktische Medizin hinzu, sind immer an den neuesten Einsatzstrategien dran und konnten so auch einen eigenen Leitfaden für den Bevölkerungsschutz entwickeln, den wir sogar dem Bundeskanzler vorstellen durften“, sagt Schulz.
©Stefanie Greiner / Ute Nicklisch