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  Burgenlandkreis  

Vom Uferkapitän zum Rettungsschwimmer

Marc Jähnert

Helden stellen sich ihrer Furcht: Bademeister trotz Wasserangst

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  Martin Walter  

Das beste Mittel, um eine Phobie zu überwinden, ist, sich der Angst zu stellen, heißt es. Für Marc Jähnert trifft dies auf jeden Fall zu. Als er im Alter von acht Jahren mit seinen Eltern an einem Badesee war, wäre der Zeitzer fast ertrunken. „Ich konnte mich nicht mehr bewegen und war für einige Zeit unter Wasser“, erinnert sich der heute 22-Jährige an den schrecklichen Moment. „Doch mein Vater hat mich gerettet“, fügt er hinzu und bis heute ist ihm die Erleichterung und der Dank dafür anzumerken.

Bis er zwölf Jahre alt war, hatte er deshalb Angst vor Wasser und das Baden in Seen oder Freibädern vermieden. „Meine Mutter sagte damals, ich soll mir ein Hobby suchen“, blickt Marc Jähnert zurück. Er musste dafür nicht lange überlegen. „Ich wollte meine Angst vor dem Wasser unbedingt bekämpfen“, erklärt er den Grund, warum er dem Zeitzer Schwimmverein beigetreten ist, dem er bis zum 18. Lebensjahr angehört hat.

Teilnahme an der Landesmeisterschaft in Magdeburg

„Ich wurde wieder gut ans Schwimmen herangeführt. Die Angst war dann schnell wie weggeblasen“, sagt Marc Jähnert. Während dieser Zeit trat er auch bei mehreren Wettkämpfen an. Sein größter Erfolg war die Teilnahme an den Landesmeisterschaften in Magdeburg im Jahr 2015, wo er 15. von 30 Teilnehmern wurde. „Gegen die Sportschüler hatte ich aber keine Chance“, sagt der Zeitzer rückblickend. Da die Angst vor dem Wasser nicht nur verflogen war, sondern sich quasi vollständig ins Interesse für das kühle Nass gewandelt hatte, absolvierte Marc Jähnert 2018 nach der Schule ein Freiwilliges Soziales Jahr im Zeitzer Sommerbad und hängte dort 2019 gleich die Ausbildung zum Schwimmmeister dran - beziehungsweise zum Fachangestellten für Bäderbetriebe, wie er auf die korrekte Berufsbezeichnung hinweist. Die Ausbildung sei sehr vielfältig gewesen. Neben einem Erste-Hilfe-Kurs und den Prüfungen für das Rettungsschwimmabzeichen in Gold zählte etwa dazu, „wie man Anfängerschwimmkurse gibt, aber auch, wie man die technischen Anlagen bedient und sie instand setzt“, sagt Marc Jähnert. Auch die Öffentlichkeitsarbeit und die Planung von Veranstaltungen sowie die Pflege der Badanlagen, wozu unter anderem Rasenmähen und das Beschneiden von Hecken und Bäumen zählt, sind Bestandteil der Ausbildung und der Arbeit eines Schwimmmeisters. „Viele wissen gar nicht, was neben dem Schutz der Badegäste noch alles dazugehört“, sagt Marc Jähnert.

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Marc Jähnert ist seit 2022 als Schwimmmeister im Weißenfelser Freibad tätig. Die Ausbildung hat er im Naether-Bad absolviert.

Anderen die Angst vor dem Wasser nehmen

Nach seiner Ausbildung hat der junge Mann 2022 begonnen, im Weißenfelser Freibad in Langendorf zu arbeiten. Am meisten Freude an dem Beruf bereiten ihm die Schwimmkurse für Kinder. Auch dabei habe der eine oder andere zunächst Furcht oder zumindest Bedenken vor dem Wasser. Doch durch behutsames Heranführen und Zuspruch habe das bislang noch jedem der jungen Teilnehmer genommen werden können. Bei dem schlimmsten Fall, der ihm in seiner noch jungen Laufbahn bislang untergekommen sei, musste er ein kleines Mädchen retten. „Sie wurde von einem Jungen heruntergedrückt, wobei sie in den Strömungskanal geraten ist und nicht mehr alleine hochgekommen ist“, sagt Marc Jähnert.

Durch sein schnelles und beherztes Eingreifen konnte er sie aber vom Beckenrand herausziehen. „Sie hat Wasser geschluckt und gespuckt, aber zum Glück war nichts Schlimmeres passiert“, resümiert er. Weitere Gefahrenquellen im Langendorfer Freibad sind die Rutschen und der Sprungturm. „Wir achten darauf, dass alle einzeln rutschen und springen“, sagt er. Wird das missachtet, gibt es eine Verwarnung. „Bei wiederholten Fällen erteile ich für ein paar Minuten Badeverbot“. Wer auch dem keine Folge leistet, wird des Bades verwiesen. „Pro Tag haben wir ungefähr einen Fall“, sagt Marc Jähnert. „Bei uns gibt es außerdem ein privates Foto- und Videoverbot“, nennt er einen weiteren Punkt, der zuweilen im Freibad missachtet werde. „Da gibt es gelegentlich Unverständnis, beispielsweise wenn Omas ihre Enkel fotografieren wollen.“ Doch müsse aus Datenschutzgründen darauf geachtet werden, denn es könnten ja auch andere Personen auf den Fotos oder Videos zu erkennen sein.

©Martin Walter

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