Börde
Kräuterbeet und Therapieponys:
So wird im Pflegeheim Farbe in die Routine gebracht
Ricarda Kleinfeld

Vivian Hömke
Ricarda Kleinfeld und ihre Kolleginnen vom Begleitenden Dienst sorgen für Abwechslung im Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner im Eleos-Pflegeheim in Haldensleben – mit Kräuterbeet, Schönheitstagen und tierischer Hilfe.
Direkt hinter seinem Haus hatte Erich Lochner früher selbst einen großen Garten, hat dort Obst und Gemüse angebaut. In seinem alten Zuhause in Born. Wenn Ricarda Kleinfeld den 92-Jährigen heute zu den Kräuterhochbeeten im Park des Eleos-Pflegeheims in Haldensleben bringt, sollen die schönen Erinnerungen an vergangene Zeiten wieder geweckt werden, sagt sie und reicht Erich Lochner eine kleine Schaufel. Die Hochbeete hat die 44-Jährige dort im Frühjahr extra angelegt. Gemeinsam mit den Bewohnern hat sie dort unter anderem schon Kohlrabi, Thymian und Dill gepflanzt. Heute naschen die beiden etwas Kopfsalat und pflücken ein paar Salbeiblätter, um sich später einen frischen Tee aufzubrühen.
Seit Mai arbeitet Ricarda Kleinfeld für den Begleitenden Dienst bei Eleos auf dem Süplinger Berg. Sie unterstützt die Bewohner des Pflegeheimes im Alltag – und bringt mit ihren teilweise unkonventionellen Ideen Farbe in die Routine. Pflegerische Tätigkeiten übernimmt der Begleitende Dienst allerdings nicht, erklärt Ricarda Kleinfeld. Kollegin Sylvia Woschee feilt Bewohnerin Hannelore Geiter die Fingernägel schön. Währenddessen darf mit „Miechen“ gekuschelt werden.
Oft bringt Ricarda Kleinfeld einen ihrer Hunde mit zur Arbeit: Beagle-Bulldoggen-Mix Manfred. Manchmal ist auch Lasa-Apso-Hündin Miechen von Kollegin Sylvia Woschee mit dabei. Die Tiere haben einen positiven Einfluss auf die Senioren, sagt Ricarda Kleinfeld – im besonderen Maße für die Bewohner, die bettlägerig sind. „Miechen ist für die Betthasen perfekt, weil sie nicht haart“, erklärt die ausgebildete Hundetrainerin. Dann darf mit den Vierbeinern ausgiebig gekuschelt werden.

Ricarda Kleinfeld schaut mit Erich Lochner bei den Gemüsehochbeeten vorbei, die sie für die Bewohner angelegt hat. Daraus wird beispielsweise Tee frisch aufgebrüht oder Kräuterhonig selbst hergestellt.
Es steht ein Pferd auf’m Flur
Die Hunde seien nicht die einzige tierische Attraktion bei Eleos. Vor einiger Zeit seien sogar zwei Therapie-Ponys aus Gardelegen durch die Flure und Zimmer gestapft. „Das war toll“, schwärmt Hannelore Geiter bei der Erinnerung an den Tag. Gerade lässt sie sich von Sylvia Woschee die Fingernägel hübsch feilen. Einmal im Monat ist nämlich Beauty-Tag im Pflegeheim – das Angebot wird an diesem Tag besonders von den Damen gut angenommen. Es wird gezupft, gefeilt und lackiert. Im Zimmer nebenan kann währenddessen gebastelt, Obst geschnippelt und bei Ratespielen geknobelt werden.
Ricarda Kleinfeld kommt unter der Woche jeden Tag für einige Stunden ins Pflegeheim. Montags bietet sie auf der Terrasse Sport mit Kopftraining an, mittwochs Gymnastik und Meditation. Mit Klanghölzern und entspannender Musik begibt sie sich dann mit den Teilnehmern auf eine kleine „Seelenreise“. „Damit die Leute ihre Ängste loslassen und ihr Gedankenkarussell sortieren können“, erklärt die Haldensleberin.
Neben der Terrasse hinter dem Haus hat die 44-Jährige eine alte Badewanne zu einem kleinen Teich umfunktioniert, aus Mini-Solar-Springbrunnen sprudelt bei Sonnenschein das Wasser. Das solle den Bewohnern eine kleine Freude bereiten. „Ich würde hier auch einen Hühnerstall anlegen“, scherzt Ricarda Kleinfeld.

Kollegin Sylvia Woschee (rechts) pfeilt Bewohnerin Hannelore Geiter die Fingernägel schön. Währenddessen darf mit „Miechen" gekuschelt werden.
Ausflüge zum alten Zuhause
Manchmal fährt sie mit Bewohnern auf Wunsch auch zum ehemaligen Wohnhaus oder besucht die Familie. Andere wünschen sich einen Ausflug zur Drogerie in die Stadt – auch solche Wünsche erfüllen Ricarda Kleinfeld und die anderen Kollegen vom Begleitenden Dienst gern. „Man muss sich immer wieder auf neue Menschen einstellen. Und: Zuhören ist ganz wichtig“, sagt sie. So entstehe zu den Menschen eine „schöne Verbindung.“
©Vivian Hömke