Börde
Die gute Seele des Malteser Stübchens
Nicole Reichert

Juliane Graichen, Projektleiterin
Foto: Denny Kleindienst
Alltagsheldin in Oschersleben: Von der Kundin zur engagierten Helferin
Jan Dahms
Nicole Reichert war früher selbst Kundin der Kleiderkammer der Malteser in Oschersleben. Seit vielen Jahren packt sie nun auch mit an. Jetzt wird sie sogar die stellvertretende Leiterin vor Ort. In diesem Beitrag verrät die Alltagsheldin, warum sie im Stübchen jede freie Minute verbringt.
Wenn jemand auch die hinterste Ecke des Malteser Stübchens in der Magdeburger Straße 18 in Oschersleben kennt, dann ist es Nicole Reichert. Die Oschersleberin hilft schon seit langer Zeit in der Kleiderkammer der Hilfsorganisation. Nun wird sie die stellvertretende Leiterin Malteser Stübchens. Das Stübchen gebe es nun schon seit knapp neun Jahren „und seit achteinhalb Jahren bin ich hier“, sagt die 49-Jährige. Das Angebot nutzte sie vorher selbst für einige Monate. „Ich hatte nicht nur einen Bedarf für mich alleine, sondern ich habe auch für meine Oma, meinen Vater und für meinen Bruder eingekauft“. Kurz danach reifte demnach die Idee, selbst mit anzupacken.
Aber schon früher zeigte sich ihre soziale Ader. „Jeder, der Hilfe gerufen hat, dem habe ich geholfen.“ Ihr Engagement hat sie daraufhin in der Bodestadt immer weiter ausgebaut. „Ich war damals stark erkrankt und dadurch habe ich gemerkt, Mensch, irgendwas musst du machen“, erzählt Reichert im Rückblick. Nach kurzen Ausflügen als Hospizbegleiterin und Schwesternhelferin landete sie schließlich im Malteser Stübchen. Dort will sie nach eigenem Bekunden auch noch lange bleiben. Zum einen gebe es vor Ort ein tolles Team von Helfern, zum anderen spiele der soziale Aspekt eine Rolle. „Man hat viele Gespräche und kann alle Kunden glücklich machen. Es gibt viele Leute, die es einem danken.“
Hilfe für Bedürftige: Malteser Stübchen hat sich verändert
Über die Jahre hat sie den Wandel des Malteser Stübchens miterlebt, das mittlerweile den Eindruck eines Secondhand-Ladens macht. Neben Kleidung und Schuhen sind vor Ort etwa auch Haushaltswaren und Spielzeuge zu finden. Haben zu Beginn eher wenige Menschen das Angebot genutzt, würden heute beispielsweise Flüchtlinge aus der Gemeinschaftsunterkunft, aber auch einheimische Familien und Rentner zur Kundschaft zählen. Die Hemmschwelle spiele bei Ihnen teilweise noch eine Rolle, meint Reichert. Beispielsweise durch einen regelmäßigen Hofverkauf baue man diese aber ab. Zudem werde im Unterschied zu anderen Hilfsangeboten, kein Nachweis der Bedürftigkeit verlangt.

Mehr Spenden für Malteser Stübchen in Oschersleben
Mit der Zunahme der regelmäßigen Besucher steige demnach auch die Spendenbereitschaft. Aktuell unterstützen 14 Helfer in der Einrichtung. Zusammen sortieren etwa die Spenden im Lager. Sie achten dabei auf Qualitätsstandards, also etwa auf taugliche Kleidung ohne Flecken. Verkauft werden Schuhe und Klamotten dann ab 10 Cent bis zu zehn Euro. Ein gut erhaltender Kinderwagen werde in der Spitze auch mal für 90 Euro verkauft, je nach Zustand. Das eingenommene Geld fließe dabei in die Miete, zudem werden Strom und Heizkosten vor Ort abgedeckt. Der Rest komme anderen Malteser-Projekten zugute. Man freue sich über die große Anzahl von aktiven Spendern, heißt es aus dem Stübchen.

Aufgaben im Malteser Stübchen bringen Ausgleich vom Alltag
Die Einrichtung, die jeden Mittwoch von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 13.30 bis 15 Uhr geöffnet hat, fungiere außerdem als Begegnungsstätte. „Es kommen auch viele ältere Leute einfach her, um Hallo zu sagen“, schildert die Oschersleberin. Sie freue sich besonders, wenn die Kunden regelmäßig vorbeischauen „Dann haben wir nichts falsch gemacht“. Nicole Reichert liebt ihren Job. „Das ist mein Ausgleich vom Alltag“, fügt die 49-jährige Pflege- und Adoptivmutter hinzu. Dass sie gerne im Austausch mit Menschen ist, zeigt sich zudem in ihrem Engagement als Wahlhelferin. „Da bin ich so reingerutscht. Ich habe eine Anzeige in der Zeitung gelesen, einmal angefangen und nicht mehr aufgehört“. Das gelte auch für ihre Aufgaben im Malteser Stübchen. „Solange, wie es geht, bleibe ich hier“, betont Nicole Reichert.
©Jan Dahms