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  Salzland  

Alltagshelden im Kampf gegen das Vergessen

Dr. Georg Plenikowski

Überalterung im Verein stoppen: Wieder mehr junge Menschen für das Vereinsleben begeistern

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  Paul Schulz  

Beim Schönebecker Industrie- und Kunstmuseum und beim Plötzkyer Heimatverein liegt das Durchschnittsalter der Mitglieder bei deutlich über 60 Jahre. Dem wollen die Vereinschefs entgegenwirken. Mit verschiedenen Aktionen und Angeboten wollen sie die Vereine für Familien und junge Menschen attraktiver machen.

Wenn Dr. Georg Plenikowski über die Geschichte der Stadt Schönebeck und über ihre industriellen Besonderheiten und Errungenschaften spricht, merkt man direkt: Er brennt für die Heimat- und Industriegeschichte. Darum engagiert er sich schon seit vielen Jahren im Schönebecker Industrie- und Kunstmuseum (Imuset) und ist dort schon seit der Vereinsgründung 2009 als Präsident tätig. Die Industriegeschichte zu erhalten und zu bewahren und sie für künftige Generationen darzustellen, ist Ziel des Vereins und von Plenikowski selbst. Die Schaffung eines Industriemuseums bezeichnete er damals als seine „Lebensaufgabe“.

Zwar hat sich das Imuset inzwischen längst in der Stadt etabliert, doch der dahinterstehende Verein hat – so wie viele weitere Heimatvereine und ähnliche Organisationen – ein Problem: Überalterung. Es gibt arge Schwierigkeiten, neue und vor allem junge Mitglieder für die Vereinsarbeit zu gewinnen. Und ohne neue Mitglieder droht den Vereinen das Schicksal, selbst zu einem Abschnitt in der (vergangenen) Geschichte zu werden. Das weiß auch Dr. Georg Plenikowski. „Wir brauchen Jugendliche, wir brauchen Nachwuchs für die Zukunft“, stellt er klar. 

Erklärtes Ziel: Nachwuchsgewinnung

Der Altersdurchschnitt der Vereinsmitglieder liegt bei deutlich über 60 Jahren. „So kann es natürlich nicht bleiben“, sagt Dr. Plenikowski. Das erklärte Ziel lautet also: Nachwuchsgewinnung. Und dabei sind der Imuset-Präsident und seine Mitstreiter nicht untätig. Um junge Menschen an die Themen Heimatgeschichte und Industriekultur heranzuführen, wurde beispielsweise die Kids-Gruppe des Imuset gegründet. Etwa acht Kinder werden hier regelmäßig von zwei Frauen betreut. Es werden gemeinsam Modelle gebaut, es wird gebastelt und experimentiert oder auch mal ein Ausflug unternommen. All das hat ein bisschen was von einer Zeitreise in die Welt und das Arbeitsumfeld der Eltern und Großeltern oder gar Ur-Großeltern der Imuset-Kids. „Es ist eine Mischung aus Freizeitspaß und dem Heranführen an museale Themen“, erklärt der Imuset-Chef. 

Diese Kids-Gruppe wolle man gerne weiter ausbauen, um so den einen oder anderen künftigen Mitstreiter zu gewinnen. Schließlich soll so auch auf lange Sicher die Industriegeschichte der Stadt erhalten und erlebbar gemacht werden. „Eine stärkere Zusammenarbeit mit den Schulen vor Ort wäre sicher auch ein weiterer Ansatzpunkt, um Kinder und Jugendliche für das Thema an sich und den Verein zu gewinnen“, schätzt Dr. Georg Plenikowski. Das könnte eine Art Win-win-Situation ergeben: die Kinder lernen etwas über die Geschichte der Stadt und über Industriekultur, während der Verein für sich werben kann.

Nachwuchsgewinnung war übrigens auch das Thema, als die Regionalkonferenz des Landesheimatbundes zum Thema „Junges Engagement für Regionalgeschichte“ im Schönebecker Industrie- und Kunstmuseum (Imuset) stattfand. Verbindungen knüpfen, voneinander lernen, sich gegenseitig Hinweise und Tipps geben – das stand dabei im Vordergrund. Und eine der wichtigsten Fragen lautete: Wie können Heimatvereine und ähnliche Organisationen junge Mitglieder gewinnen und sich so für die Zukunft aufstellen? Ein Patentrezept kann da wohl niemand aus dem Hut zaubern, aber es gibt verschiedene Ideen und Ansätze – wie eben die Kids-Gruppe des Imuset.  „Es ist unfassbar wichtig, sich da gegenseitig Tipps zu geben. Es geht darum, nicht den Anschluss zu verlieren“, erläutert der Imuset-Vereinspräsident.

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Dr. Georg Plenikowski, Präsident des Schönebecker Industrie- und Kunstmuseum (Imuset), setzt sich für die Gewinnung von neuen, jungen Mitgliedern ein, um Museum und Verein zu erhalten.

Vom Senioren- zum Familienverein

Das sieht man in Plötzky - keine zehn Kilometer vom Schönebecker Industrie- und Kunstmuseum entfernt – ganz ähnlich. In dem ostelbischen Ort leitet Martin Kütz den Plötzkyer Heimatverein sowie die Heimatstube, die mit einem Alltagsmuseum zu vergleichen ist. Das Problem der Überalterung ist auch hier ein zentrales Thema. Die Umwandlung von einem „Seniorenverein“ hin zu einem Familienverein – das ist die große Aufgabe, der sich Martin Kütz verschrieben hat.

Dabei haben der Plötzkyer und seine Vereinskollegen schon erste Erfolge erzielen können. Lag das Durchschnittsalter Ende 2023 noch bei 70 Jahren, so habe man diesen Wert inzwischen schon etwas unterschritten.  „Wir liegen immer noch merklich über dem Durchschnittsalter von 60 Jahren. Es ist also noch Luft nach oben beim Thema Nachwuchsgewinnung“, so Kütz. Daher setzt er sich beispielsweise dafür ein, dass die Kooperation zwischen Heimatverein und Schule beziehungsweise Hort weiter vorangetrieben wird. „Man muss dahin, wo die Familien und die jungen Menschen sind“, weiß der Heimatvereinsvorsitzende.

Um gezielt Familien – und damit ein potenziell junges Publikum – anzusprechen, setzte man in Plötzky auch auf Veranstaltungen. So gab es in der Vergangenheit beispielsweise bereits schaurig-coole Halloween-Aktionen, die natürlich vor allem bei Kindern und Jugendlichen gut ankommen. Daneben bespielt der Verein auch die sozialen Medien. „Mindestens einmal pro Woche versuchen wir einen Beitrag zu posten“, erklärt Martin Kütz. Er räumt aber auch ein, dass da ein durschlagender Erfolg bislang ausblieb.

Das Imuset und der Plötzkyer Heimatverein stehen also weiterhin vor einer großen Aufgabe. Doch die Verantwortlichen haben erkannt, dass sie aktiv die Nachwuchsförderung vorantreiben und die Jugend ansprechen müssen. Dafür zu sorgen, dass die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät, ihre spannenden Facetten präsentiert werden und sie ein Stück weit erlebbar zu machen – das bleibt das erklärte Ziel von Martin Kütz und Dr. Georg Plenikowski.

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Martin Kütz leitet den Plötzkyer Heimatverein sowie die Heimatstube.

©Paul Schulz

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