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  Börde  

Der Herr des Wassers: Held am Uferrand

Daniel Schulz

Ein Alltagsheld im
Öko-Schwimmbad

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  Sebastian Pötzsch  

Seit 2018 hat Daniel Schulz das Sagen im Kleinod am Rande von Nordgermersleben. Das Freibad ist das erste Öko-Bad Sachsen-Anhalts.

Während der Schwimmmeister im Sommer die Sicherheit seiner Gäste im Blick hat, wird im Herbst und Winter die nächste Saison vorbereitet. Sein Aufgabengebiet rund um das Wasser ist groß. Etwas außerhalb der Ortslage inmitten der Felder und von Bäumen umschlossen befindet sich das Öko-Schwimmbad Nordgermersleben. Hier hat Daniel Schulz das Sagen. Im Moment hält er die Düse eines Hochdruckreinigers in den Händen, um die Bohlen am Beckenrand zu säubern – das letzte Mal in diesem Jahr. Denn Daniel Schulz hat eine intensive Badesaison hinter sich. Warum er auch im Herbst genug zu tun hat:

Als Schwimmmeister sorgte er bis Anfang September nicht nur für die Sicherheit der Badegäste, sondern auch für die Technik sowie für Ordnung und Sauberkeit auf dem rund einen Hektar großen Areal. Eine grüne Tafel zeigt an: „Datum: 8.9., Luft: 21 Grad Celsius, Wasser: 21,5 Grad Celsius.“ Danach war Schluss mit der Sommersaison im Naturbad von Nordgermersleben. Trotz der kalten Jahreszeit hat der Schwimmmeister aber noch genug im Öko-Bad zu tun.

Groß geworden ist Daniel Schulz im Norden von Magdeburg. Natürlich war er von Kindesbeinen an zum Baden am Barleber oder am Neustädter See. „Zum Beruf des Schwimmmeisters bin ich aber auf Umwegen gekommen“, erzählt der 43-Jährige, der heute in Dahlenwarsleben wohnt. Eigentlich hatte er eine handwerkliche Ausbildung absolviert. „Dann bin ich über den zweiten Bildungsweg zum Fachangestellten für Bädertechnik gekommen. Ich bin nämlich ein kommunikativer Mensch und möchte nicht als Eigenbrötler versauern“, begründet er seinen Berufswunsch.

Seit 2018 Schwimmmeister

Seit dem Abschluss im Jahr 2006 absolvierte er mehrere Stationen wie Magdeburg oder Barby. Seit dem Jahr 2018 ist er bei der Hohen Börde als Schwimmmeister im Öko-Bad angestellt. Dabei bilden seine Fähigkeiten als Rettungsschwimmer nur einen Bruchteil seiner Aufgaben. Als Schwimmmeister überwacht er die technischen Anlagen sowie die Wasserqualität und führt Reinigungs- und Desinfektionsarbeiten durch. „Hier in unserem Öko-Bad ist das etwas anders“, sagt Daniel Schulz. „Wir desinfizieren das Wasser nicht. Mit Chlor und anderen Chemikalien dürfen wir nicht arbeiten, damit wir das Prädikat ’Öko’ weiterhin behalten dürfen.“

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Eine Besonderheit des Öko-Bades ist die Filteranlage. Das Wasser wird über ein Schilfbett geleitet, das im Herbst gemäht werden muss.

Besonderheit lockt Badegäste an

So führt der Fachmann für Bädertechnik über das Gelände und zeigt die Besonderheit des Bades in Nordgermersleben. Zunächst wird in einem stetigen Kreislauf das Wasser aus dem Becken abgepumpt und in eine mit Schilf bewachsenen Fläche geführt. „Das Schilfbett sorgt dafür, dass Grob- und Kleinteile aus dem Wasser entfernt werden.“ Dann sickert das Nass durch Schichten aus Sand und Kies, wird erneut über eine Drainage abgepumpt, um einen zweiten, einen mit Phosphat-Bindemitteln angereicherten Spezialfilter zu durchlaufen. Dann fließt das klare und keimfreie Wasser zurück ins Becken. „Wir unterliegen genau wie die ’Chemie-Bäder’ einer Kontrollpflicht durch das Gesundheitsamt.“ Einmal im Monat werde die Wasserqualität nach mehreren Parametern beprobt.

Während der Badesaison beginnt der Tag von Daniel Schulz um 9 Uhr. „Zuerst führe ich eine Sichtung durch, kontrolliere die Wasserqualität optisch und messe anschließend unter anderem den pH-Wert“, erzählt der Schwimmmeister. Ist im Becken alles in Ordnung, wird die Verkehrssicherheit auf dem Gelände überprüft. „Sind alle Spielgeräte in Ordnung, alle Absperrungen vorhanden, sind Vandalismusschäden aufgetreten oder Äste abgebrochen und stellen eine Verletzungsgefahr dar“, zählt der Fachmann auf.

Um 10 Uhr öffnen sich die Tore

Wenn dann auch die Technik sauber läuft und die Sanitäranlagen in einwandfreiem Zustand sind, öffnet er um 10 Uhr das Eingangstor. „Sobald auch nur ein Badegast auf dem Grundstück ist, obliegt dieser meiner Aufsichtspflicht. Ab diesem Zeitpunkt bin ich mental voll angespannt.“ Schließlich könne zu jeder Zeit etwas passieren. „Ich muss das dann auch sehen, sonst kann alles zu spät sein.“ Schon das Aufpassen ist also eine mentale Belastung. „Rettungsschwimmer oder Schwimmmeister zu sein, bedeutet eben nicht, nur in der Sonne zu sitzen.“

Richtig anstrengend ist der Dienst am Beckenrand, wenn es voll wird. Dann besuchen das Öko-Bad schon mal über 400 Gäste. Viele reisen aus Magdeburg oder Helmstedt an. „Sie wollen das Alleinstellungsmerkmal und fahren – salopp gesagt – an den ’Chemiebädern’ vorbei“, sagt der Schwimmmeister.

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„Wir unterliegen genau wie die
’Chemie-Bäder’ einer Kontrollpflicht
durch das Gesundheitsamt.“
Daniel Schulz

Rettungsaktionen gab es bisher nicht

Glücklicherweise sind dem Chef des Kleinods große Rettungsaktionen erspart geblieben. Doch berichtet Daniel Schulz von Erwachsenen, die sich überschätzen, „ihre eigenen Grenzen nicht kennen und bis zur Erschöpfung im Wasser sind.“ Kinder überqueren auch mal gern die Grenze zum Schwimmerbereich, obwohl sie Nichtschwimmer sind. „Sie nehmen die Gefahr, in der sie schweben, nicht für voll. Da müssen wir dann auf Prävention setzen und auch mal laut werden.“

Doch vor allem sind es die kleinen Wehwehchen, um die sich der Schwimmmeister kümmern muss. Hier kommt sein Charakter als kommunikativer Mensch vollends zum Tragen. Oft sind es die Kinder, die sich mit einer Schürfwunde am Knie oder einem Schnitt am Fuß an Daniel Schulz wenden. Mit Pflaster und liebevollen Worten hat er schon viele Tränen getrocknet. Unterstützung bekommt der Fachmann von Rettungsschwimmern, die über die Wasserwacht des DRK vermittelt werden.

Auch wenn die Badesaison schon längst vorbei ist, geht die Arbeit im Öko-Bad weiter. Immerhin muss alles eingewintert werden. Dazu gehören der Abbau der Pumpen und letzte Arbeiten an den Grünanlagen sowie Arbeiten im Büro. Schließlich muss die abgelaufene Saison ausgewertet und die anstehende vorbereitet werden. Und mit der Wasserwacht wird schon über die Vermittlung der Rettungsschwimmer für die nächste Saison kommuniziert.

Mit Wehmut blickt Daniel Schulz nicht auf den Sommer zurück, wie er sagt. „Das ist das, was ich an meinem Beruf so liebe – diese Vielfalt. Schon ab Februar wird die Saison vorbereitet, dann kommt der Sommer und im Herbst folgt die Nachbereitung. Das Aufgabenspektrum ist also breit gefächert.“ Schließlich wendet sich Daniel Schulz wieder einer weiteren Aufgabe der Einwinterung zu. So muss das Schilf, das als Filter dient, noch mit dem Balkenmäher heruntergeschnitten werden. Dazu reißt er den knatternden Benzinmotor seiner Maschine an und konzentriert sich auf das Einkürzen des Schilfrohrs.

©Sebastian Pötzsch

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