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  Magdeburg  

Als Ersthelfer im Demo-Einsatz

Jacob Rocker

Junge Magdeburger leisten medizinische Hilfe bei Demonstrationen

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  Romy Bergmann  

Mehrere Tausend Menschen in Magdeburg engagieren sich ehrenamtlich – in Sportvereinen, bei sozialen Projekten oder auch im kulturellen Bereich.

Aber es gibt auch jene, die sich mitten ins Geschehen werfen: Dorthin, wo politische Meinungen aufeinandertreffen, wo die Luft brennt und die Spannung spürbar ist. Eine von diesen mutigen Initiativen ist die frisch gegründete Sanitätsgruppe, die sich auf die medizinische Betreuung bei Demonstrationen spezialisiert hat. Zu den Gruppenmitgliedern gehört Jacob Rocker. Der 21-Jährige hat in diesem Jahr die Sanitätergruppe gegründet, welche sich auf die Betreuung von Demonstrationen spezialisiert hat. Unter dem Namen „Allgemeine Medizinische Hilfe Magdeburg“ wollen er und die derzeit fünf weiteren Mitglieder ehrenamtlich Demonstrationen und andere nicht-kommerzielle Veranstaltungen begleiten, um dort eine medizinische Grundversorgung anzubieten.

Ehrenamtliche Sanitätsgruppe will für Sicherheit sorgen

„In politisch bewegten Zeiten ist es wichtig, dass jede Person von ihrem Demonstrationsrecht Gebrauch machen kann, ohne sich dabei um die eigene Sicherheit sorgen zu müssen“, erklärt Gründungsmitglied Jacob Rocker die Motivation dahinter. Es ist ihm und seinen Mitstreitern ein großes Anliegen, dass sich Demonstranten sicher fühlen und im Notfall auf schnelle Hilfe zählen können. Wie auch die Polizeiinspektion Magdeburg bestätigt, ist es nicht gesetzlich vorgeschrieben, dass eine Demonstration – egal wie groß – von professionellen Rettungssanitätern begleitet wird. Das bedeutet, dass in vielen Fällen keine medizinische Versorgung vor Ort ist, falls es zu gesundheitlichen Problemen kommt. Diese Lücke wollte die Gruppe schließen. Ihr Wunsch, ihre medizinischen Fähigkeiten sinnvoll einzusetzen, war der Anstoß. „Wir dachten uns, dass es doch irgendwie eine Möglichkeit geben muss, unsere Qualifikationen auch außerhalb des Berufs sinnvoll einzusetzen“, sagt Jacob, der als Rettungssanitäter arbeitet. Er und die Mitglieder der Gruppe möchten ihre Expertise ehrenamtlich einbringen, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

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Jacob Rocker (Mitte) und fünf weitere junge Menschen engagieren sich ehrenamtlich als Sanitätergruppe für schnelle Hilfe auf Demonstrationen in Magdeburg.

Sechs Mitglieder engagieren sich aktuell

Die Gruppe besteht derzeit aus sechs Mitgliedern, die alle eine medizinische Ausbildung haben. Vom Schulsanitäter bis hin zum examinierten Pfleger bringt jeder sein eigenes Wissen und seine Erfahrungen ein. Diese Vielfalt ist es, die das Team stark macht. Sie können auf unterschiedlichste Notfälle reagieren – ob Panikattacken, Dehydrierung oder kleinere Verletzungen.

Zur Erstversorgung bei Demonstrationen und nicht-kommerziellen Veranstaltungen gehören neben den individuellen Beschwerden wie Panikattacken oder Dehydrierung auch die Versorgung von möglichen Verletzungen. Jacob Rocker betont jedoch, dass ihre Aufgabe vor allem in der Erstversorgung liegt. „Sollte es zu ernsteren Vorfällen kommen, rufen wir den Rettungsdienst“, erklärt er. Die Mitglieder der Gruppe haben sich selbst strenge Grenzen gesetzt, um sicherzustellen, dass sie niemanden gefährden und die medizinische Versorgung stets auf höchstem Niveau bleibt.

So ist das Gewaltpotential bei Demos in Magdeburg

Das Gewaltpotenzial bei Demonstrationen in Magdeburg sei zum Glück nicht so ausgeprägt wie in anderen Großstädten wie Berlin oder Dresden, wo bereits ähnliche Sanitätsgruppen existieren. Dennoch gebe es in der Elbstadt genug Anlässe, bei denen es zu gesundheitlichen Vorfällen kommen könne.

„Man muss da schon differenzieren“, sagt Jacob. „Es gibt friedliche Märsche, bei denen das Risiko gering ist, aber auch Demonstrationen, bei denen Gegendemonstranten aufeinandertreffen. Da ist es natürlich ein anderes Sicherheitsniveau.“ Unabhängig von der Gefährdungslage wollen sie auf alles vorbereitet sein. Von der Versorgung kleinerer Blessuren bis zur Stabilisierung einer Person bis der Rettungswagen eintrifft – das ist ihr Versprechen an die Demonstranten.

Viele Anfragen von Veranstaltern

Von Beginn an war die Nachfrage nach den ehrenamtlichen Sanitätern groß. „Wir erhalten viele Anfragen von Veranstaltern aus Magdeburg und der Umgebung“, sagt Jacob. Leider könne die kleine Gruppe nicht alle Anfragen annehmen, da sie rein ehrenamtlich tätig ist und die Ressourcen begrenzt sind. „Wir müssen uns entscheiden, wo wir am dringendsten gebraucht werden.“

Den ersten Einsatz hatte die Sanitätsgruppe am 1. Mai bei einer Demonstration in Magdeburg. Etwa 100 Menschen nahmen an diesem Tag teil. Für die Gruppe war es eine ideale Gelegenheit, um sich mit den Abläufen vertraut zu machen und als Team zusammenzuwachsen. „Es war ein guter erster Einsatz“, erinnert sich Jacob. Dabei sei es aber zu keinen größeren Vorfällen gekommen. „Zum Glück kann man ja eigentlich sagen“, fügt er schmunzelnd hinzu. „Wir möchten mehr Menschen für das Ehrenamt begeistern“, sagt Jacob abschließend. Er hofft, dass sich in Zukunft weitere Sanitäter oder medizinisch ausgebildete Menschen der Gruppe anschließen. Denn in einer Stadt, die sich immer weiterentwickelt und in der politische Teilhabe großgeschrieben wird, braucht es genau diese Art von Engagement.

©Allgemeine Medizinische Hilfe Magdeburg

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