Altmark
Alltagsheldin mit einem großen Herz für Tiere
Christiane Peters
Mit viel Geduld, Liebe und Herzblut für das Wohlergehen von Tieren
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Antje Mewes
Christiane Peters zieht verwaiste Wildtiere auf und entlässt sie wieder in die Freiheit. Vor allem Vögel verschiedenster Arten finden den Weg zu ihr. In den Volieren im Garten von Christiane Peters in Salzwedel ist es nur selten so ruhig, wie im vergangenen Herbst. Da waren die meisten ihrer Schützlinge ausgewildert, lebten in Freiheit und kamen manchmal noch zu Besuch. Wie das rostbraune Eichhörnchen oder die Spatzen. Die Rotschwänzchen, Schwalben und anderen Zugvögel hatten sich bereits in ihre Überwinterungsgebiete verabschiedet.
Mehrere Tauben und ein Wildkaninchen hatte sie zu dem Zeitpunkt noch zu versorgen. Das kann sich jederzeit ändern, denn die Salzwedelerin kümmert sich um verwaiste, kranke und verletzte Tiere. Und das seit nunmehr 15 Jahren. 168 Vögel, fünf Hasen und drei Eichhörnchen waren es bis Oktober vergangenen Jahres, die sie vor dem sicheren Tod gerettet hatte.
Bekanntheit über die Region hinaus
Ein Job, der sie rund um die Uhr fordert und dass, obwohl sie Inhaberin eines Nagel- und Kosmetikstudios ist. Auch wenn sie ihre Ziehkinder immer ein bisschen vermisst, ist die 68-Jährige mitunter froh, wenn die Menagerie mal nicht ganz so groß ist und sie ein wenig durchatmen kann. Die meiste Arbeit hat sie im Frühjahr und Sommer, wenn die heimische Tierwelt ihren Nachwuchs bekommt. Wenn Tiereltern getötet werden oder aus anderen Gründen ihre Jungen nicht mehr versorgen können und das von hilfsbereiten Menschen bemerkt wird, sind diese meist ziemlich ratlos, was sie mit den Tierbabys anfangen sollen. Inzwischen hat sich in der Region und darüber hinaus herumgesprochen, dass es in Salzwedel die Tierretterin gibt. Sogar die Stadtverwaltung im knapp 90 Kilometer entfernten Tangermünde wusste davon und brachte vier junge Rotschwänzchen zu ihr.
Nicht immer sind es Unglücke oder natürliche Umstände, die dafür sorgen, dass die Tiere zu ihr gebracht werden. Oftmals haben Menschen wissentlich oder unwissentlich Schuld daran, indem sie beispielsweise Nester zerstören, Lebensräume vernichten oder Tiere bei irgendwelchen Tätigkeiten verletzen. So manches Schicksal geht ihr nahe, wie das einer Brieftaube, der die Flügel gestutzt wurden und die als Greifvogelbeute dienen sollte, damit die anderen ihr Ziel erreichen. „Sie war wohl nicht so wertvoll für die Züchter“, sagt sie schulterzuckend. Eine Einstellung, die sie nicht nachvollziehen kann. Für sie ist jedes Leben wertvoll, auch wenn sie nicht alle retten kann. Aber die meisten. „Es ist wirklich erfüllend, wenn sie wieder in ihren Lebensraum zurückkehren können“, sagt sie.
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Kleiner Eisvogel ist etwas ganz Besonderes
Auch wenn sie alle ihre anvertrauten Schützlinge mit Hingabe pflegt und großzieht, war der junge Eisvogel im vergangenen Jahr etwas ganz Besonderes. Er saß mehrere Tage in einer Hecke auf einem Grundstück nahe eines Feuchtgebietes bei Salzwedel. Von den Vogeleltern wurde er nicht gefüttert, konnte sich aber noch nicht allein versorgen. Es dauerte einige Tage, bis er fit war für die Freiheit. „Zuerst wollte er nicht von meiner Hand fliegen“, erzählt sie. Als sie den Flusslauf der Jeetze als neue Heimat für ihn aussuchte, war der hübsche kleine Kerl ruckzuck weg. „Das war einfach nur schön“, erzählt sie. 2024 konnte sie neben jeder Menge Singvögel auch Käuzchen, Schleier- und Waldohreulen, Turmfalken, Elstern und Vögel weiterer Arten retten und der Natur zurückgeben.
Dabei werden neben dem Garten auch die Küche und andere Wohnräume zur Auffangstation. Denn die jüngsten Tierbabys, ob Säugetiere oder Vögel, müssen alle paar Stunden gefüttert werden, brauchen Wärme und viel Zuwendung. Und die mit Fell auch Kuscheleinheiten.
Die Aufzucht von Wildtieren ist kein leichtes Unterfangen und erfordert viel Wissen über die einzelnen Arten, ihre Ansprüche an das Futter und die Umgebung. Neben einer großen Portion Erfahrung hilft ihr die Zusammenarbeit mit Tierärzten und Vogelexperten. Zudem verfügt sie über den Sachkundenachweis für die Haltung von Greifvögeln. Der Austausch mit „anderen Verrückten wie mir“ ist ebenfalls manchmal Rettungsanker im „wilden Alltag“. Und Urlaub? „Höchstens mal drei, vier Tage, länger kann ich nie weg“, sagt sie. Unter dem beigefügten QR-Code kann man Christiane Peters in einem Video bei ihrer Arbeit zusehen.
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© Antje Mewes/Christiane Peters